

Tadschikistan ist ein sehr, sehr schönes Land. Ich bin dort in einem traditionell großen Familienverbund aufgewachsen. Die täglichen Besuche bei uns zuhause, das Essen mit den feinen Aromen der tadschikischen Küche, das meine Mutter immer für alle zubereitet hat, das wird mir immer in Erinnerung bleiben. Eigentlich wäre es ein sehr behütetes Leben gewesen. Allerdings herrschte in meinem Land von 1991 – 1998 mit Unterbrechungen Krieg. Als Kind habe ich erlebt wie meine Freunde erschossen wurden, im Vorbeifahren, einfach so.
Meine Eltern haben viel Wert auf die Bildung ihrer Kinder gelegt und so war Schule für mich ganz zentral. Nach dem Gymnasium habe ich das Kolleg für Metallurgie der Buntmetalle in meiner Heimatstadt Tursunzoda erfolgreich absolviert. Das geschah auf Wunsch meines Vaters, der selbst in einem großen Aluminiumwerk gearbeitet hat und meinte, dass es auch für mich dort berufliche Möglichkeiten geben würde. Ich selbst hatte jedoch zunehmend das Gefühl, dass ich in meinem Leben eigentlich etwas Anderes machen möchte. Schon immer hatte ich mich für andere Länder und Sprachen interessiert. Ich konnte damals schon neben meiner Muttersprache tadschikisch auch usbekisch, russisch, persisch und türkisch und lernte während meiner Zeit am Kolleg nebenbei Deutsch und Englisch.
Permanent lebe ich seit dem 7. September 2013 in Deutschland.
Erstmals kam ich 2006 nach Deutschland und habe in Freiburg im Breisgau bis 2009 an einer Sprachenschule intensiv Deutsch gelernt. Mein Ziel war damals in Deutschland Medizin zu studieren. Es stellte sich jedoch heraus, dass die in Tadschikistan erworbenen Qualifikationen dafür nicht ausreichten. So ging ich 2009 wieder zurück in meine Heimat und absolvierte dort ein Studium, das ich mit einem Diplom abgeschlossen habe. 2010 haben meine Frau Risolat und ich geheiratet. In den Jahren 2011 und 2012 wurden unsere beiden Söhne geboren. Den Lebensunterhalt für die Familie habe ich damals neben dem Studium durch Taxifahren und Dolmetschen verdient. 2012 bekam ich die Chance mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, für einen Monat an der Universität Passau meine Sprachkenntnisse weiter zu vertiefen. Das war also mein erster Kontakt mit Passau. Nach dem Abschluss meines Studiums in Tadschikistan hat sich über einen Kontakt mit dem Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband die Möglichkeit eröffnet, ein freiwilliges soziales Jahr bei der Lebenshilfe in Passau abzuleisten. Hier habe ich mich sehr wohl gefühlt und die Leute mit denen ich zu tun hatte, sind mir alle sehr ans Herz gewachsen. Nur mit einer Ausbildung zum Altenpfleger gab es für mich die Chance zu bleiben und das wollte ich unbedingt. Durch glückliche Umstände bekam ich dann 2014 einen Praktikumsplatz im Seniorenheim Rosenium in Tiefenbach und konnte dort mit einer Ausbildung zum Altenpfleger beginnen.
Die Stadt hat mir sehr gefallen. Der Anfang war jedoch nicht ganz einfach, Ich konnte zwar ganz gut Deutsch sprechen, hatte jedoch zu Beginn Probleme mit dem überwiegend bayerischen Dialekt. Irgendwann klappte es aber ganz gut.
Während meiner Ausbildung zur Altenpflegefachkraft stand ich dann vor anderen Herausforderungen. Meine Praktikumsstelle war in Tiefenbach und gelebt habe ich in Passau. Anfangs ging ich die fast zwölf Kilometer von Passau nach Tiefenbach und zurück zu Fuß, bis ich mir ein Fahrrad kaufen konnte. Später hatte ich dann ein Moped und schließlich habe ich dann den Kfz-Führerschein gemacht. Erst seit 2021 habe ich ein Auto.
Der Weg, die Familie nachzuholen war langwierig und mühevoll. Mit Unterstützung von Rita und Josef Loher, unseren Freunden aus Tiefenbach, ist es schließlich gelungen, die Hürden zu überwinden. Meine Frau und die beiden Söhne sind am 04.04.2019 in Passau angekommen. Ganz wichtig war, dass meine Frau und meine Kinder die deutsche Sprache lernen. Ich konnte sie dabei gut unterstützen. Die Kinder waren damals sechs und sieben Jahre alt und wurden an der Grundschule Haidenhof eingeschult. Dank der guten Unterstützung durch die Lehrer konnten sich die Kinder trotz der anfangs sprachlichen Barrieren schnell integrieren. Meine Frau hat nach Ankunft in Passau Sprachkurse belegt, so dass sie mittlerweile ganz gut Deutsch spricht und versteht. Für sie, aber auch für die Kinder war die Veränderung der Lebenssituation damals eine große Herausforderung, da die Lebenwirklichkeit hier eine ganz andere ist als in Tadschikistan. Die Freude darüber, als Familie nun zusammen zu sein und der Wille, gemeinsam einen Neuanfang hier zu schaffen, hat uns allen jedoch die Kraft gegeben, die Veränderung zu meistern. Wir haben damals auch große Hilfen von außen erfahren, die uns diesen Neustart erleichtert haben. Im August 2020 kam unsere Tochter hier zur Welt.
Seit mehr als zehn Jahren schon arbeite ich im Seniorenheim Rosenium in Tiefenbach. Ich bin staatlich geprüfte examinierte Altenpflegekraft und habe zwischenzeitlich eine Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft absolviert. Ich liebe meine Arbeit, die für mich zu einer Berufung geworden ist. Es ist mir ein Anliegen, mich um die Betreuung und Pflege der mir anvertrauten Menschen „mit Leib und Seele“ zu kümmern.
Meine Frau hat in Tadschikistan in der Bäckerei ihrer Eltern das Backen gelernt. Außerdem ist sie eine vorzügliche Köchin. Ihr Traum wäre es, daraus einen Beruf werden zu lassen. Seit geraumer Zeit arbeitet meine Frau stundenweise im Haushalt von zwei Passauer Familien, die für uns auch zu Freunden geworden sind und von denen wir auch viel Unterstützung erfahren.
Der ältere der beiden Söhne besucht die Dreiflüsse Realschule.
Der Jüngere geht an das Adalbert-Stifter-Gymnasium. Unsere Söhne spielen aktuell in der Jugendmannschaft des 1. FC Passau Fußball und sind auch begeisterte Tischtennisspieler beim TTC Fortuna Passau e. V.
Unsere Tochter ist jetzt 4 Jahre alt und liebt es, in den Kindergarten zu gehen.
Anfangs war es nicht ganz leicht, da ich mich an die neue Kultur und die bayerische Sprache erst gewöhnen musste. Freundschaften konnte ich vor allem im Kollegenkreis schließen.




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